EBS Jahresbericht 2015 - „Im Namen meiner Landsleute“ – Carmen Monreal de Durry

MEXICO-HILFE

12 Mexico-Hilfe Liebe Leser, zunächstmöchteichmichvorstellen,damit ich beschreiben kann, wie nah mir die Mexico-Hilfe ist und wie viel Liebe dieses Engagement bei mir geweckt hat. Ich bin gebürtige Mexikanerin und in Leon/Gua- najuato aufgewachsen, dort hat Deutsch- land bei der WM 1970 einige WM-Spiele undunteranderemdasViertelfinalegegen England (3:2) bestritten. Auch bei der WM 1986warLeoneineAustragungsstättefür Gruppenspiele bei der Copa del Mundo. Während dieser emotionalen Wochen, fokussiert auf den populärsten Sport der Welt, habe ich meinen späteren Mann, Ralph Durry, Reporter des Sport-Informa- tions-Dienstes (SID), kennengelernt. Er hat damals nur wenige Häuserblocks entfernt von meinem Elternhaus im Zen- trumLeonsimdortigenHotelgewohnt.Es war irgendwie schicksalhaft, dass wir uns am Rande der WM getroffen haben. Aber nicht nur das, Amor hat uns mit seinem Pfeilgetroffen,sodasswirunsverliebtund später geheiratet haben. Ichkannmichsehrgutdaranerinnern,wie schrecklichdasSpielMexiko-Deutschland imViertelfinalewar.Ichwarschonverliebt und Deutschland plötzlich ein Land, das in meinem Herzen schon einen gewissen Raum eingenommen hat. Die Mannschaft vonTeamchefFranzBeckenbauergewann nachdramatischemSpielverlaufimElfme- terschießen. Trotz der mexikanischen Niederlagehabeichmichgefreut,dassdie Mannschaft von Ralph gesiegt hat. Das Endspiel der WM mit der Teilnahme Deutschlands im Azteken-Stadion von Mexiko-Stadt gegen Argentinien war ein weitereremotionalerMoment,wobeimein Herz für die deutsche Elf geschlagen hat. HeuteistDeutschlandmeinezweiteHeimat, ich bringe mich positiv und so viel ich kann ein. Deutschland hat sportlich einen exzel- lentenEindruckbeiderWM1986hinterlas- sen, aber nicht nur das. Das größte Ver- mächtnis dieser Weltmeisterschaft war die Gründung der Mexico-Hilfe. Eine Initiative, die im Jahr 2016 ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Rudi Völler hat damals die erste Summe gespendet, DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun, der damals als Schatzmeis- terdesVerbandesderDelegationvorstand, denWegfürdieGründungderMexico-Hilfe geebnet.IndendarauffolgendenJahrzehn- ten waren beide, Braun und Völler, aber auch andere Nationalspieler verlässliche Eckpfeiler für das Fortbestehen des sozia- len Engagements des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) in meinem Geburtsland. ZehnJahrenachderGründunghattenmein MannundichdieGelegenheit,EgidiusBraun und eine DFB-Delegation nach Mexiko zu begleiten,umunteranderemdasWaisenhaus „Casa de Cuna“ in Querétaro zu besuchen. Dort werden Babys und Kleinkinder aufge- nommenundgroßgezogen.Siekommenin den Genuss einer guten Erziehung. Wir hatten die Ehre, verschiedenen Feierlich- keiten, darunter die Verleihung der „Gol- denen Eule“ für Egidius Braun von der Universidad Autónoma de Guadalajara, beiwohnen zu dürfen. Wir hatten damals die Möglichkeit, mehrere Kinder der „Casa de Cuna“ kennenzulernen, die die Unter- stützung der Mexico-Hilfe erfahren haben. Heute können wir die positiven Resultate dieses Projektes würdigen. Sie sind heute weltweit bestens ausgebildete junge Men- schen geworden, die mit Stolz und Dank- barkeit auf die Hilfe aus Deutschland zurückblicken. Ohne die Mexico-Hilfe hätten sie niemals auch nur annähernd das erreicht, was sie heute sind. Im Namen meiner Landsleute in Mexiko möchte ich mich von ganzem Herzen bei DeutschlandbedankenundzweiPersonen nicht vergessen, die mir in all den Jahren besonders ans Herz gewachsen sind. Die RedeistvonJulianeundWolfgangWatzke, die mit ihrem Engagement eine wichtige Triebfeder der Mexico-Hilfe in den letzten drei Dekaden gewesen sind. Carmen Monreal de Durry Im namen meiner landsleute in mexiko

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