KINDERTRÄUME/FÖRDERANTRÄGE/FLÜCHTLINGE
32 Kinderträume FrauÖzog ˘uz,SieunterstützenseitMärz 2015 gemeinsam mit der DFB-Stiftung Egidius Braun Fußballvereine, die Fuß- ballangebote für Flüchtlinge schaffen. Wie ist Ihre erste Bilanz? Özog ˘uz: Ich freue mich und bin dem Fuß- balldankbar,dasswirimvergangenenJahr insgesamt 1.413 Fußballvereinen die Aner- kennungsprämie in Höhe von 500 Euro überreichenkonnten.Esistgroßartig,dass sich so viele Vereine an der Initiative „1:0 für ein Willkommen“ beteiligen. Die Rück- meldungen der engagierten Klubs zeigen mir,dasswirmitdemProjektdenrichtigen Nerv getroffen haben: Nämlich dort Hilfe zu leisten, wo sie am sinnvollsten ist, bei den Vereinen vor Ort. Um die Arbeit an der Basis darüber hinaus zu unterstützen, haben wir zusammen mit dem DFB eine BroschürezumThema„FußballmitFlücht- lingen“ aufgelegt. Darin werden beispiels- weiseFragenzumSpiel-undVersicherungs recht beantwortet. 1.413 Vereine, 600 waren ursprünglich vorgesehen.SiesteuernIhrenAnteilbei. Wie läuft die Finanzierung? Özog ˘uz: Das Projekt ist bei den Vereinen aufeinsogroßesInteressegestoßen,dass es mir wichtig war, hier noch mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Ursprünglich hatteichfürdasJahr2015eineBeteiligung in Höhe von 150.000 Euro geplant, dann auf 200.000 aufgestockt. Die übrigen MittelträgtdieDFB-StiftungEgidiusBraun. Auch die Nationalmannschaft und die UEFA beteiligen sich. Für das Jahr 2016 habe ich in meinem Haushalt die vorge- sehenen Ressourcen für die Initiative auf 450.000 Euro erhöht. Wir planen, dann weitere 900 engagierte Fußballklubs zu unterstützen. Ich muss aber dazu sagen, dass das nicht das einzige Projekt ist, das ich im Fußball unterstütze. Wir fördern außerdem das Projekt „Willkommen im Fußball!“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Kooperation mit der Bundesliga-Stiftung. Weshalb unterstützen Sie gerade den Fußball? Özog ˘uz:Ichglaube,derFußballspielteine zentrale Rolle bei der Integration. Gerade der Fußball bringt doch überall Menschen auch über kulturelle Unterschiede hinweg zusammen und kann so den gesellschaft- lichen Zusammenhalt stärken. Er folgt überall den gleichen Regeln, die jeder versteht. Man muss nicht erst einen Deutschkursabsolvierthaben,ummitspie- len zu können. Fußball fördert so die Begegnung, schafft Verständigung und bautwechselseitigeVorurteileimgemein- samen Erleben ab. Kein Team hat Erfolg ohne Zusammenhalt. Für junge Leute bietet das gemeinsame Spiel und Training eineguteChance,spielerischDeutschland kennenzulernen. Was machen die Vereine eigentlich mit dem Geld? Özog ˘uz: Sie finanzieren damit beispiels- weise offene Trainingsangebote, Fahr- dienste,aberauchKleidung,Schuheoder Schienbeinschoner. Das Engagement beschränkt sich aber nicht nur auf das aktive Sporttreiben. Es geht teilweise deutlich darüber hinaus. Die Flüchtlinge werden bei Behördengängen begleitet, Koch-undSprachkursewerdenorganisiert. Es gibt Menschen in Deutschland, die behaupten, unser Land sei mit der Aufnahme dieser Flüchtlinge überfor- dert. Was antworten Sie denen? Özog ˘uz: Natürlich ist es eine enorme Herausforderung für uns, wenn so viele Menschen in so kurzer Zeit zu uns kom- men und hier Schutz suchen. Ich kann verstehen, dass das bei vielen Menschen ein Gefühl der Überforderung auslöst. Wir sollten aber etwas mehr Zutrauen in uns selbst haben, Deutschland ist ein starkes Land. In diesem Jahr machen die Flüchtlinge voraussichtlich ein Prozent der Bevölkerung aus. Wenn alle mitma- chen, kann man die Aufgaben gut bewäl- tigen. Wie profitiert der Fußball von den Flüchtlingen? Özog ˘uz: Fußball hat schon immer eine integrative Kraft gehabt und war Anzie- hungspunkt für viele Kinder von Einwan- derern, ich erinnere nur an Lukas Podolski, Jérôme Boateng oder Mesut Özil. Aber das ist es nicht allein. Die Folgen des demografischen Wandels bekommen natürlich auch viele Fußball- vereine zu spüren, sie haben schlicht nicht mehr genug Spieler und Spiele- rinnen für ihre 2. Mannschaften, die B- oder C-Jugend. Die freuen sich nicht zuletzt deshalb über jeden talentierten Flüchtling. ÖzoG ˘ uz: „Der Fußball spielt eine zentrale Rolle bei der Integration!“ Aydan Özog ˘uz ist seit dem Jahr 2013 Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Rainer Kalb hat mit der Hamburgerin über die Initiative „1:0 für ein Willkommen“ gesprochen.