FRANKREICH | EURO 2016 131 MARSEILLE Trotz – oder vielleicht grade wegen–derMachtübernahmedurch den verhassten Hauptstadtverein bleibtderOMeinerderpopulärsten ClubsinFrankreich.Wennnichtder mitAbstandpopulärste,mitzahllosen übersganzeLandverteiltenFanclubs. DerEinzige,deresgeschaffthat,die vermaledeiteChampionsLeaguezu gewinnen: am 26. Mai 1993, im MünchnerOlympiastadion,miteinem 1:0gegendenACMailanddurchein Kopfballtor von Basile Boli. Den OM-FanszaubertderName„Munich“ –ganzimGegensatzzudenRivalen ausBordeauxundausSaint-Étienne, die beide ein Europapokal-Finale gegen die Bayern verloren – immer ein Lächeln ins Gesicht. Marseille wäre aber nicht Mar- seille, wenn es sich nicht über die genaue Zahl der errungenen Meis- terschaften streiten würde. Sind es nunneun,wiedieoffizielleVerbands- geschichte belegt, oder gar zwölf, wieeseinigeFanshartnäckigbehaup- ten? Die strittigen Jahre sind 1929, 1941und1993.Gezähltwirdeigent- lich erst ab der Einführung des Professionalismus 1932/1933, aber in Marseille besteht man darauf, auch den Vorgänger-Wettbewerb 1929gewonnenzuhaben.DieJahre 1939-45 werden nicht mitgezählt, aber in Marseille rechnet man stur diePseudo-Meisterschaftder„Zone Libre“ 1941 dazu. Und für das Jahr 1993wurdeüberhauptkeinMeister- titel vergeben, weil dem OM ein Bestechungsskandalnachgewiesen werden konnte. Aber in Marseille zucktmandieSchultern:dasgekaufte SpielinValencienneshättesowieso keinenUnterschiedausgemachtund der OM war auch 1993 unbestritten die Nr. 1. Der Autor dieser Zeilen, dem OM hoffnungslos verfallen, verzichtet auf 1941, aber nicht auf diebeidenanderen,undlegtsichauf elf Titel fest. Weitere Diskussionen sind zwecklos. Sei’sdrum,selbstmitnurneun Meistertiteln und zehn (unumstrit- tenen)Pokalsiegen(Stand:vordem Finale 2016) steht der OM stolz da. Wäre da nicht die sprichwörtliche Unbeständigkeit und die ständige Unruhe, die den Club umgibt. Blät- ternwirmaldieVereinschronikauf: GegründetwurdederOlympique deMarseille1899vonRenéDufaure de Montmirail (1876-1917), einem Versicherungsmakler. Der Verein nimmt für sich die Farben der Endlich! Rudi Völler und Basile Boli 1993.