FRANKREICH | EURO 2016 91 hinweg zu vereinen. Der lang ersehnte Titelge- winn im eigenen Land – gekrönt von einem 3:0-Finalsieg gegen Brasilien – ließ eine gänz- lich unerwartete Welle der Euphorie und des Zusammengehörigkeitsgefühls über ganz Frankreich schwappen. Eine nie vorher da gewesene Identifikation HauptauslöserdieserintensivenEmotionen war dabei nicht einmal die Tatsache, dass es derNationalmannschaftnachvielenvergeblichen Anläufen–endlich!!!–gelungenwar,die„Coupe du Monde“ zu gewinnen. Entscheidend für den kollektiven Gefühlsausbruch war vielmehr das Phänomen der Identifikation mit einer Mann- schaft, die es in Frankreich in dieser Form und Intensität noch nie vorher gegeben hatte. Dazu trug insbesondere der Eindruck bei, diealsverschworenesTeamauftretendeMann- schaftverkörperedenmultikulturellenCharak- ter der französischen Nation in geradezu per- fekterWeise.TatsächlichhattederinderPresse höchst umstrittene, aber intern von allen res- pektierte Trainer Aimé Jacquet bei seiner Auswahl auf soziale Kompetenzen besonders geachtetundeineGruppesympathischerjunger Leutezusammengestellt,diesichdemgemein- samenZielunterordneten.Vorallemaberstellte das Team eine Mischung aus Individuen unter- schiedlichster Herkunft und Lebensläufe dar. Die Spieler kamen aus diversen Regionen Frankreichs, von der Normandie bis zum Bas- kenland, aus französischen Überseegebieten wieGuadeloupeoderNeukaledoniensowieaus Familien mit den verschiedensten Migrations- hintergründen. DieseMischungalleinwareigentlichnichts Neues. Frankreich hat eine Immigrationsge- schichte von über 150 Jahren, jeder vierte