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EM-ReisefuehrerFrankreich

FRANKREICH | EURO 2016 71 LYON Kasperstadt DerErfolgseinerimprovisierten SketchebringtMourguetdazu,sich von der italienischen Pantomime inspirierenzulassenundMarionet- tenspieler zu werden. Seine Hand- puppen,denenermitseinengeschick- ten Händen Leben einhaucht, erzäh­­len bis ins Detail die sozialen Missstände, immer mit der unver- blümtenSprachederkleinenLeute vonLyon.AlsDekordienteinkleines Marionetten-Theater-Schlösschen im Café du Soleil, im Saint-Geor- ges-Viertel, mitten im alten Lyon. LaurentMourguetistein„gone“, ein Straßenkind im lokalen Dialekt, das weder lesen noch schreiben kann,aberseineZeitgenossenhaben fürdieNachwelteinigederDialoge notiert, die er sich für seine zwei Figuren, Guignol und Gnafron, hat einfallenlassen.DerBekanntheits- grad dieser beiden in der fran­ zösischsprachigenKulturistenorm. Seitdem19.JahrhundertistGuignol (ausgesprochen:„giñol“)zum­Synonym fürs Kaspertheater geworden. Als derTV-SenderCanal+vor25Jahren seineheutenocherfolgreichebissige Puppen-Satiresendung ins Leben rief, nannte er sie – natürlich – Les Guignols de l’Info. LaurentMourguetverankertim HerzenderStadtdieAbenteuervon Gnafron,einemBeaujolaistrinken- den, ständig meckernden Schuh- macher,undGuignol,einemArbei- ter, der hinter seiner Fassade der Schlichtheit und Leichtgläubigkeit einen bitterbösen satirischen Biss versteckt.ZweiTheken-Philosophen, StreithähneundPoeten,teilsheiter, teils melancholisch, die an den großenKarlValentinoderdenClown Grock denken lassen. AuchimJahr2016kommentie- ren die beiden Herren nach wie vor dasTagesgescheheninLyon,seies politischeroderkünstlerischerNatur, lokaler oder internationaler Reich- weite. Sie haben zu allem eine Meinung. Ständig am Streiten, dauerndimKampfgegendieUnwis- senheit, immer auf der Seite der Schwachen. Sie sind die ältesten und immer noch aktuellen Reise- Der Autor Polo Breitner bürgerlich Philippe Chauveau – ist ­freier Sportjournalist. Den Versuchen seines Vaters, ihn von klein auf zum Saint-Étienne-Fan zu machen, wider- stand er heroisch. Seine wahre Liebe gilt dem deutschen Fußball, für den er landesweit als Experte bekannt ist und der ihn offensichtlich zu seinem Pseudonym inspirierte. Für unser Buch steuert er mit Lyon und Saint-Étienne einen Doppelpack bei.

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