152 FRANKREICH | EURO 2016 keine einzige Stadt in der Provinz, der diese Ehre zuteilwurde (Marseille kommtauf13Spiele,LyonundLensaufje8).MehralsdreiViertel(!)aller Heimspiele (311 von 402) fanden in Paris oder einem Vorort wie Saint- Denis statt. Was kommt nach der Euro? Der Vergabe der EURO 2016 an Frankreich im Mai 2010 wurde mit großer Erleichterung aufgenommen. Das Trauma der Niederlage der Pariser Olympiabewerbung fünf Jahre zuvor gegen London steckte den französischen Verantwortlichen noch in den Knochen. Auch war infolge der WM 2006 in Deutschland immer deutlicher geworden, wie wichtig ein solches Großereignis für die Entwicklung des Fußballs sein kann – insbesonderedankdesnachhaltigenAusbausderStadion-Infrastruktur. Mehrere von der Regierung in Auftrag gegebene Gutachten zur (nach- lassenden)WettbewerbsfähigkeitdesfranzösischenProfifußballshatten deutlich gemacht, dass ein neuer Schub dringend benötigt wurde. Die Euro lässt nun wieder auf bessere Zeiten hoffen. Die erhoffte Infrastrukturistdefinitivvorhanden,dasPotentialderNationalmannschaft mitihrememblematischen,respektiertenTrainerDidierDeschampswar seit den Zeiten Zidanes nicht mehr so hoch, mit Paris Saint-Germain hat dieLigawiedereineechteLokomotive,dieauchdieMöglichkeitenaufzeigt, die durch neue Investoren entstehen können. Auch zeichnet sich eine neue Landkarte des französischen Fußballs ab: die Zeiten der Überraschungsmeister aus kleineren Provinzstädten wie die AJ Auxerre (1996), der RC Lens (1998) oder der Montpellier HSC (2012) scheinen definitiv vorbei. Und auf die totale Dominanz des PSG – vier Meistertitel hintereinander in perfekter Parallele zu den Bayern – könnteauchwiederetwasSpannungdurchglaubwürdigeHerausforderer zukommen. Mittelfristig wird Lyon mit seinem eigenen Stadionkonzept ganz neue Möglichkeiten haben, und Marseille wartet nur auf einen verlässlichenInvestor,derOrdnunginsChaosbringtunddasungeheure Potential dieses in einer fußballverrückten Stadt angesiedelten Clubs abruft.DahintersteheninteressanteAußenseitermitBordeaux,Lilleund Nizzabereit–Städte,diejetztalleaufJahrehinausmiteinemTop-Stadion ausgestattetsindundauchüberdienotwendigeBevölkerungsdichteund Wirtschaftskraftverfügen.WenndadierichtigenLeuteansRuderkommen, ist viel machbar. Nicht zu vergessen: der Sonderfall Monaco mit seinem steuerlichen Wettbewerbsvorteil, an dem sich regelmäßig die Gemüter erhitzen, und vielleicht das nicht unterzukriegende Saint-Étienne.