FRANKREICH | EURO 2016 23 LENS es 1949 gerade mal vier solcher Fangruppen gab, sind es 1958 ein undvierzig, mit 5.000 Mitgliedern. Dies alles findet nicht ohne Hintergedanken statt: durch die Schaffung und Lenkung der Frei- zeitgestaltungwirdauchdiegezielte Entpolitisierung der Arbeitersied- lungen betrieben. Es geht darum, dieArbeiterschaftvomideologischen Einfluss der Gewerkschaften fern- zuhalten. Dazu muss man wissen, dassdiedenGewerkschaftennahe stehende(undausdemWiderstand während des Krieges moralisch gestärkt hervorgegangene) Kom- munistischeParteiFrankreichs(PCF) in der ersten Hälfte der 50er Jahre bei den Wahlen landesweit regel- mäßig 25 % der Stimmen einfuhr. derRegionendurchgeführt,dieder RCL als eine Art „Gau-Auswahl Lens-Artois“ bestreitet. Für die Bevölkerung sind die unverändert guten Leistungen des Clubs eine willkommene Ablenkung in einem wenig erfreulichen Alltag. DasändertsichnachderBefrei- ung1944:imZugederNachkriegs- reformenwirddieSMLnationalisiert, und der Fußball fällt nicht mehr unter die Prioritäten der neuen Leitung der Bergbaugesellschaft. Prompt steigt der RCL am Ende der Saison 1946/1947 in die zweite Ligaab.AlsderClubaberimfolgen den Jahr zur allgemeinen Über raschung das Pokalfinale gegen denlokalenRivalenausLilleerreicht und 60.000 begeisterte Zuschauer aus dem Norden am 10. Mai 1948 ins Pariser Olympiastadion von Colombes strömen, wird der Füh- rungsetage des Staats-Unterneh- mens klar, was für ein Identifika- tions-PotentialderClubimHerzen des „schwarzen Landes“ hat. Der RCLwirderneuttatkräftigunterstützt und kehrt 1949 wieder in die „pre- mière division“ zurück. Gleichzeitig geht das Unter- nehmen dazu über, die Fanclubs zielstrebigweiterzuentwickeln.Zum einen wird die Identifikation der Stadt mit dem Club unterstrichen – zwischenzeitlich (von 1956 bis 1968) ziert eine Bergmannslampe dasVereinswappen–,zumanderen werdensogenannte„Fan-Sektionen“ geschaffenundgefördert.Während „Blut und Gold“ - Stadionblatt von 1949.