Wir befinden uns im Jahre 2016 n. Chr. Ganz Gallien ist von der UEFA besetzt.GanzGallien?Nein!EinigevonunbeugsamenGalliernbevölkerte Dörfer hören nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten … Im Abseits Schaut man sich die zehn Spielorte dieser Europameisterschaft auf der Frankreichkarte an, dann stellt man schnell fest, dass der gesamte OstendesLandes–dasElsass,Lothringen,BurgundunddieChampagne, also vom Rhein bis zu den Toren von Paris – sowie der Nordwesten – die Bretagne, die Normandie und die Pays de la Loire – offensichtlich ins Abseits gelaufen sind. Schaut man dagegen auf die Tabelle der französi- schen Liga, bemerkt man, dass diese Regionen in der Saison 2015/2016 immerhin acht Erstligisten gestellt haben, zwei aus dem Osten (Reims und Troyes), einen aus der Normandie (Caen), zwei von der Loire (Nantes und Angers) und mit Rennes, Guingamp und Lorient gleich drei aus der Bretagne (wobei die Bretonen selber die Stadt Nantes übrigens als zu ihrerRegionzugehörigbetrachten).VontiefsterFußballprovinzkannalso keine Rede sein. Dass die EM in diesen Regionen nicht Halt macht, ist schade, erklärt sich aber in erster Linie durch vernünftige Haushaltsführung der einzel- nenStädte.IndenmeistendergenanntenStädtesinddieStadieneinfach zuklein,umdenAuflagenderUEFAgerechtzuwerden.UnddieStadträte sehen nicht ein, warum man wegen vier oder fünf Länderspielen zig MillionenEuroindieErweiterungvonSportanlageninvestierensollte,die keiner der Clubs hinterher vollkriegt. So zum Beispiel in Nancy, das eigentlichaufderListederursprünglichneunAustragungsortestand,die dann auf elf erhöht wurde, nachdem die UEFA die Aufstockung der EM auf 24 Teilnehmer beschlossen hatte. 2011 entschied der Stadtrat dann, das Handtuch zu werfen. Zuvor hatten 57 % der Einwohner der Stadt in einer Umfrage das Projekt als „unnötig“ bezeichnet. In der Bretagne sieht es ähnlich aus: der Roazhon Parc der Regio- nalmetropole Rennes empfing in der vergangenen Saison durchschnitt- lich 24.000 Besucher pro Heimspiel. Die sorgen bei einem Fassungsver- mögenvon30.000ZuschauernfüreinestarkeStimmungaufgutgefüllten Rängen, statt sich im weiten Rund einer Großarena zu verlieren. In das Stadion der Kleinstadt Guingamp, das auf den lustigen Namen „Roudou- rou“ hört, passen grade mal 18.000 Besucher, also ungefähr so viel, wie 16 FRANKREICH | EURO 2016 Spielorte und Nichtspielorte