FRANKREICH | EURO 2016 37 LILLE überall, und das gilt auch für die Stadt Lille, wo neben dem LOSC, ähnlichwieindenenglischenIndus- triestädten, in jedem Viertel ein eigener Verein existiert. Dassesjedocheinmalwiezum Beispiel in Hamburg zwei starke Proficlubs in der Hauptstadt des Nordensgebenkönnte,scheintauf Jahrzehntehinausunwahrscheinlich. Das liegt schon allein an der mas- sivenPräsenzdesRivalenausLens und seines außergewöhnlichen Publikums. Die Rivalität kommt allerdingsallenzugute:sieiststimu lierend und trägt zu Diskursen und Erzählungen bei, die Zugehörig keitsgefühle,Spannungundletztlich Identifikation erzeugen. Was die ZuneigungdesFußballvolksangeht, diesichinsymbolischenVorstellun- genoderkulturellenZuschreibungen ausdrückt, hat der LOSC natürlich keine Chance gegen die Nostal- gie-Romantik, die der RCL aus der kleinenNachbarstadtausstrahltund vonderdiegegenwärtigeAusstellung imLouvre-LenseinberedtesZeug- nis ablegt. Und das, obwohl die Zuschauerzahlen im neuen Stade Pierre Mauroy mittlerweile über denen vom Bollaert liegen! DieRollensindalsoklarverteilt: die„SangetOr“ausdergebeutelten Bergbaustadt Lens, seit ein paar Jahreninsportlicherundwirtschaft- licher Dauerkrise, gewinnen den Popularitätspreisundkompensieren damitdieÜberlegenheitder„Dogues“ ausderMetropole.DemLOSCsoll’s recht sein, solange er sein Stadion füllt.SeinPotentialistgroß,wiesich vor allem zeigt, wenn er für ein absolutesTop-Spielhinundwieder sogarinsrelativnahegelegeneStade de France ausweicht (eine Stunde mit dem Auto, wenn die A1 nicht verstopftist).ZumSpielgegenLyon 2009kamendort70.000Zuschauer. Wenn im Europacup mal Bayern oder Barcelona ins Haus stehen sollten, wäre das wieder der Über- legung wert. ZurzeitzähltderLOSCzwanzig offizielle Fangruppen, von denen zwei Drittel im Département Nord angesiedeltsind.Lilleisttypischfür diemeistenfranzösischenErstliga- Stadien, mit über die Tribünen verteiltenoffiziellenFangruppenund einer populären Fanbasis, die sich eher den unabhängigen Gruppie- rungen zuwendet (von denen die Dogues Virage Est, also die „Ost- kurven-Doggen“,derMaßstabsind). Das Fan-Potential kann sich der Club eigentlich hoch anrechnen, denn im Gegensatz zu manchen typischen Fußball-Städten gibt es inLillenichtnurdenStadionbesuch, sondern ein ausgedehntes Frei- zeitangebot. Fußball ist nicht alles … Die Euro findet außerhalb der normalenUni-Semesterstatt.Sowird denFußball-Besuchernkaumauffal- len,dassLillezuallerersteineStuden- tenstadt ist. Straßen und Transport- mittelsindnormalerweisevolljunger